Wenn die Nationalmannschaft am Freitag auf Finnland trifft (19 Uhr live und kostenlos bei MagentaSport), wird der ehemalige Kapitän Robin Benzing am Fernseher zuschauen. Seine DBB-Karriere ist vorbei, eine Ehrung in Bamberg will er nicht.
Text: Martin Fünkele | Foto: IMAGO / Camera4+.
Es war eines der schönsten Bilder der EuroBasket: Dennis Schröder hatte im Spiel um Platz drei soeben einen Dreier versenkt, als er auf dem Weg in die Verteidigung einen Umweg nahm: Der aktuelle Kapitän der Nationalmannschaft rannte auf seinen Vorgänger zu und klatschte mit Robin Benzing ab. Schon vor der Partie gegen Polen hatten das alle anderen Nationalspieler auch getan – Benzing erfuhr von seinen Mitspielern die Wertschätzung, die er zu Beginn dieses EM-Sommers vermisst hatte. „Meine dunkle Phase ist vorbei, wobei es mich immer noch schmerzt, wenn ich an die Nationalmannschaft denke.“
Während Benzing das sagt, sitzt er im Auto. Er ist auf dem Weg zum Training. Die Fahrt dauert gut eine Stunde und endet in Koblenz, wo er mit dem Team von Coach Pat Elzie trainiert. Seine Trainingsmannschaft spielt zwar lediglich in der ProB, „aber Fünf-gegen-fünf ist überall gleich“, sagt der 167-fache Nationalspieler.
Benzing ist in den letzten Wochen viel Auto gefahren. Er hat mit seinem Agenten über mögliche Joboptionen gesprochen und über das nachgedacht, was ihm Mitte August passiert ist. Der 33-Jährige wollte seine 13-jährige DBB-Karriere bei der Heim-EM beenden, darüber hatte er mit Bundestrainer Gordon Herbert vor dem Turnier oft gesprochen. Die beiden schienen sich zu verstehen. Bis zu dem Punkt, als der Bundestrainer nur den Sportler, nicht aber dessen Verdienste bewertete. Benzing kam angeschlagen aus der Saison mit Bologna – seiner 13ten als Profi. 13,3 Punkte bei einer Dreier-Quote von knapp unter 40 Prozent hatte er für die Italiener aufgelegt. Zum Trainingsauftakt in Köln war Benzing zwar nicht bei 100 Prozent, aber breit, sich in den verbleibenden Wochen in den EM-Kader reinzukämpfen. Wenn es sein musste auch als elfter oder zwölfter Mann. Herbert sah das anders und strich ihn aus dem Aufgebot. Dass seine Zeit im DBB-Dress vorbei ist, hat Benzing mittlerweile akzeptiert – auch wenn ihm das nicht leichtfiel. „Aber dass ich nicht selber darüber entscheiden konnte, wann Schluss ist, ärgert mich immer noch.“
Beim WM-Quali-Spiel in Bamberg könnte das junge deutsche Team den Routinier gut gebrauchen. „Aber das werden sie auch ohne mich hinbekommen“, sagt der Benziner, der sicher ist, noch einiges im Tank zu haben. „Ich denke nicht daran, aufzuhören – dafür habe ich noch zu viel Basketball in mir.“ Deshalb wollte Benzing sich auch nicht in Bamberg vom DBB verabschieden lassen. Die für November angedachten Feierlichkeiten müssen auf den Sommer verschoben werden. Auch von einer EM-Medaille, die Dennis Schröder ihm zukommen lassen wollte, hält Benzing nichts. „Die Geste von Dennis hat mich sehr gefreut aber die Medaille steht mir nicht zu“, sagt er. So schaut der achtbeste Scorer der DBB-Historie am Freitagabend am Bildschirm zu, wie die nächste Generation darum kämpft, den letzten für die WM-Quali nötigen Sieg einzufahren. Schade eigentlich.